FOTO-BLUMRICH
Bernd Blumrich
Potsdam, 1989
Dokumentarfotograf und Fotografenmeister
Dokumentarfotografie
Dokumentarfotografie ist die Seite der Fotografie, die mich im Laufe meiner nunmehr 50jährigen Tätigkeit als Fotograf am stärksten beeindruckte und immer intensiver zur Kamera hat greifen lassen.
Bernd Blumrich
Dokumentarfotograf und Fotografenmeister
Bewegende Ereignisse
Ausreichend Themen lagen sichtbar vor meiner Tür – weite Reisen an internationale Brennpunkte kamen für mich nicht infrage. Während der DDR-Zeit waren es politische Gründe, die mich daran hinderten und ab dem Sommer 1989 schien es mir undenkbar, meinen Wirkungskreis im Süden Berlins, an der Peripherie zwischen West und Ost zu verlassen.
Das Gefühl, jetzt in einer wahren Demokratie zu leben, die Wiedervereinigung Deutschlands, die Veränderungen der wirtschaftlichen Prozesse, die auch mich als selbständigen Fotografen betrafen, all das Neue wollte ich unbedingt hier vor Ort erleben.
12. Januar 1990 - Potsdam. "Und wieder dieser Tisch"
Der Sender Freies Berlin sendet die Talkshow "Freitagnacht" mit Lea Rosh aus aktuellem Anlass aus dem Schloss Cecilienhof. Die Sendung kommt vorrangig auf Initiative Rudolf Tschäpes (Neues Forum) zustande. Das Hauptthema ist die Gestaltung eines Miteinanders beider deutscher Staaten in einer Vertragsgemeinschaft. Hierzu sind aus der DDR-Opposition eingeladen: Jochen Wolf, SDP, Carolin Lorenz, Demokratie Jetzt, Reinhard Meinel, Neues Forum, Saskia Hünicke, Grüne Liga (ARGUS), Konrad Pollack, Demokratischer Aufbruch, Dörthe Wernick, Initiative Potsdamer Frauen, Björn Rubenstein, Vereinigte Linke. Aus Politik und Wirtsschaft beider deutscher Staaten: Wolfgang Berghofer, Oberbürgermeister in Dresden, Heinz Warzecha, Generaldirektor Kombinat "7. Oktober" in Berlin, Michael Brie, Humboldt Universität Berlin, Egon Bahr, Mitglied des Bundestages und "Architekt der deutschen Einheit", SPD, Otto Wolf von Amerongen, Unterhändler und Kenner der Wirtschaftssituation in der Sowjetunion und Eberhard Jäckel, Historiker. Egon Bahr, *18.03.1922 †19.08.2015, war ein deutscher Politiker (SPD). Ihn verband mit Willy Brandt eine enge Freundschaft. Er arbeitete bereits für ihn, als dieser noch Berliner Oberbürgermeister war. Später folgte er ihm nach Bonn und wurde in der Kanzlerschaft Willy Brandts dessen engster Vertrauter in der Entspannungspolitik und bei der Annäherung beider Deutscher Staaten. So war Egon Bahr wesentlich am Moskauer und Warschauer Vertrag, dem Transitabkommen und dem Grundlagenvertrag beteiligt. Dieses Engagement brachte ihm den Beinamen "Architekt der Ostverträge" ein. Quelle: Wikipedia. Otto Wolff von Amerongen, *6.08.1918 †8.03.2007, war ein deutscher Unternehmer und galt als "Ostexperte". Er leitete von 1955 bis 2000 den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Das Deutsch-Sowjetische Erdgas-Rören-Geschäft gilt als sein größter Erfolg in den wirtschaftlichen Beziehungen zum Osten. Quelle: Wikipedia.
7. Oktober 1989 - Potsdam. "Republikgeburtstag"
Am Nachmittag des 7. Oktober 1989 fand eine friedlich verlaufene Demonstration von etwa 1.000 Menschen in der heutigen Brandenburger Straße statt. Im Anschluss daran bewegen sich noch rund 200 Teilnehmer über die Jägerstraße in Richtung Hegelallee, wo sich die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit befand und von dort weiter zum nahe gelegenen Nauener Tor. In der Friedrich-Ebert-Straße formiert sich eine Polizeikette aus einem Teil der dort zusammengezogenen Kräfte der Bereitschaftspolizei. Kurz darauf stürmt sie gegen die am Tor versammelten Menschen. Wahllos werden Personen auf der Straße und im Café Heider festgenommen und auf herbeigeführte LKW verladen. Unter den Gästen des Cafés befinden sich auch Besucher aus der Bundesrepublik und Westberlin sowie einige Studenten aus den USA, die sich auf einer Besuchsreise in der DDR befinden. Alle werden in die Turnhalle der Volkspolizei in der damaligen Bauhofstraße (heute Henning-von-Tresckow-Straße) gebracht. Nach Abfahrt der LKW ruft ein Polizist von der gegenüberliegenden Straßenseite seinem Kollegen, der dicht neben uns steht, zu, dass er uns ebenfalls festnehmen solle, da ich fotografiert hatte. Wir werden in einem PKW Wartburg als die zwei letzten Provokateure in die Turnhalle gebracht und werden somit auch Zeugen des weiteren Ablaufs. Nach nächtlichen Verhören, Videoaufnahmen und Prüfungen der Hafttauglichkeit werden am Abend des folgenden Tages fast alle Zugeführten entlassen. In der DDR-Presse zum Wochenbeginn werden die gut 100 Festgenommenen als arbeitsscheue, alkoholsüchtige und dem Klassenfeind zugewandte Elemente bezeichnet, deren einziges Bestreben darin lag, die friedlichen Volksfeste zum Geburtstag der Republik zu stören und Familien zu verängstigen (siehe einschlägige Presseartikel).
Mein Fotoarchiv
Eine Sammlung meiner Fotografien seit den 1970er Jahren, die hauptsächlich Aufnahmen aus Potsdam, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow und darüber hinaus auch von weiteren Orten – Anderenorts – umfasst. Das gesamte Archiv beinhaltet 48.000 Bilder.
Wegen der thematischen Ordnung des Archivs können Bilder auch in einem weiteren Ordner erfasst